Chronik - Die Wende 1989

Die Wende 1989 - Wieder ein Neubeginn?

Die Jahre 1989 bis 1995

Die grundlegenden Umwälzungen im Lande gingen natürlich auch an der Feuerwehr nicht spurlos vorbei. Wie alle Parteien, Organisationen und Verbände wurde auch die Feuerwehr durch die SED und deren Machtapparat missbraucht. Sämtliche Aktivitäten standen nach deren Meinung unter dem Motto: "zum Wohle des soz. Vaterlandes". Dies und die Tatsache, dass nun viele staatliche Unterstützungen ausblieben, hatte zur Folge, dass viele Interessengruppen nach der Wende zusammenbrachen. Das Wirken der Feuerwehr war aber immer darauf gerichtet, dass Dorf und seine Einwohner vor dem Schaden zu bewahren, entstandene Schäden so gering wie möglich zu halten und den dörflichen Zusammenhalt zu bewahren. Das kameradschaftliche Zusammenwirken innerhalb der Wehr spielte dabei eine entscheidende Rolle.

Ein Name ist untrennbar mit der Wehr in Ihlow seit 1945 verbunden: Hans Moritz. Er ist seit dem Neubeginn 1947 dabei, schon in den 50er Jahren Wehrleiter, dann einige Jahre in der Wirkungsbereichsleitung tätig, kehrte er 1966 zurück in seinen Ihlower Wehrleiterposten und war dann bis 1999 Wehrführer und Ortsbrandmeister. Ihm ist es maßgeblich zu danken, dass zur Zeit der DDR die SED keine Chance hatte, in der Feuerwehr Fuß zu fassen. Er steuerte mit sicherer Hand das Schiff der Feuerwehr durch den Sturm der Wende. Die Feuerwehr ist durch ihn wie eh und je eines der wichtigsten Elemente des dörflichen Lebens. Das Wissen um unsere Traditionen und die Absicht, etwas Positives zu bewegen, bestärkten unsere Absicht, weiterzumachen.

Der gesamte Aufbau der Feuerwehr im Land wurde ab 1990 umstrukturiert. Der letzte Schritt in diesem Prozess, der unmittelbar die Ihlower Feuerwehr betraf war die Bildung der Amtsfeuerwehr Märkische Schweiz, deren Bestandteil die Ihlower Ortswehr wurde. Die Ausrüstung unserer Wehr veränderte sich nach der Wende zunächst nicht gravierend 1990 erhielten wir vom Schlauchturm einen zweiten, bei einer anderen Wehr ausrangierten TSA. Dann kamen 2 Druckluftatemgeräte dazu. Im Winter 1990/91 erwarb die Gemeindeverwaltung für die Wehr billig einen LKW-LO aus aufgelösten Beständen der Kampfgruppen als Mannschaftswagen und Zugfahrzeug . Nach ein paar kleinen Einbauten wurde der LO für uns zum wichtigsten Inventar, zudem 1991 die LPG (T) Reichenberg in den Konkurs ging. In den ganzen Jahren Ihres Bestehens stellte die LPG immer kostenlos das Zugfahrzeug für den TSA zur Verfügung.

Für den an Umfang gewachsenen Technikbestand wurde nun unser feuchtes Gerätehaus am Dorfteich viel zu klein. 1992 konnte die Gemeindeverwaltung dann von dem neuen Eigentümer der ehemaligen LPG-Werkstatt und Garagen, eine Doppelgarage als Gerätehaus und Versammlungsraum anmieten. Eine Modernisierung unseres Technikbestandes ist leider noch nicht in Sicht.

Höhepunkte im dörflichen Leben, an denen die Feuerwehr maßgeblich beteiligt war, waren das Pfingstfest 1993 und das Dorffest anlässlich der Gründung des Fördervereins Ihlow am 03.09. 1994.

Die Feuerwehr ist auch Gründungsmitglied des Fördervereins Ihlow, dessen Anliegen es ist, das Dorf zu erhalten, zu entwickeln, dörfliche Traditionen zu erhalten und dörfliches Leben zu fördern.

Sorgen bereitet uns der Nachwuchs, denn es gibt fast keinen. Sehr bedenklich ist die Entwicklung, aus dem Blickwinkel der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr, des allgemeinen Arbeitsplatzabbaues auf dem Lande. Die eigentlichen Einsatzkräfte pendeln in die Städte zur Arbeit. In der Nähe verbleiben größtenteils nur die Kameraden, die Vorruheständler und Rentner sind So musste die Wehr beim Wohnungsbrand Nickel 1992 stark reduziert ausrücken, konnte aber trotz alledem größeren Schaden verhindern.

Allen widrigen äußeren Umständen zum Trotz sind wir fest dazu entschlossen, unser Wirken zum Wohle des Dorfes und seiner Einwohner, fortzusetzen.

Das Dorf und die Feuerwehr: Wechselwirkungen für die Dorfentwicklung

Die Freiwillige Feuerwehr in Ihlow ist ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen sowie des festtäglichen Dorflebens. In ihr sammeln sich engagierte Frauen und Männer, welche Gefahr und Risiko nicht scheuen, welche bereit sind, Ihren ganz persönlichen Beitrag zur Entwicklung Ihres Dorfes zu leisten. Gerade heute werden diese persönlichen, unbezahlten Beiträge dringend gebraucht, fällt doch das Dorfleben mit seinem Einsatz für die Gemeinschaft vielerorts völlig auseinander.

Neue Wege zu einem dörflichen Vereinsleben müssen erst langsam gefunden werden und können gerade aus den Feuerwehren angestoßen werden.

Es gab auch in der Zeit der DDR eine Verknüpfung staatlicher Interessen mit den Zielen der Feuerwehr. Gemeinschaftsaufgaben des Staates wurden in die Feuerwehr getragen . Aber im Gegensatz zu anderen Einrichtungen schlugen politische Ansprüche in der Feuerwehr nicht durch. Zwar wurde an politischen Feiertagen, wie 1 . Mai und 7. Oktober die FFW gelobt und bedacht ‚ jedoch ist es immer den Kameraden gelungen, politische Aktivitäten von der Feuerwehr fernzuhalten.

Das Durchschnittsalter der Landbevölkerung wird immer höher. Menschen die sich freiwillig und unentgeltlich in den Dienst für ihr Dorf stellen werden immer rarer und deren Durchschnittsalter ist relativ hoch. Es sind zumeist Menschen, die in Ihrem Dorf fest verwurzelt sind. Die noch im Dorf verbliebenen jüngeren Leute müssen lange Wege gehen, um für den Lebensunterhalt Ihrer Familien zu sorgen. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sie in Ihrer Freizeit kaum dazu bereit sind etwas für ihr Dorf zu tun.

Die Feuerwehr ist ein Sammelbecken der bodenständigen, engagierten Landbevölkerung. Es ist bei Weitem keine neue Erkenntnis, dass aus einer solchen Vereinigung große Impulse für eine positive Entwicklung ausgehen können.

Im schlimmsten Fall würde mit dem Sterben der Feuerwehr ein wesentliches Stück dörflicher Identität verloren gehen.

Wenn wir in den vorangegangenen Zeilen eine breitere Öffentlichkeit zum Nachdenken angeregt haben, sehen wir unser Ziel erfüllt.